Die Marienkirche

Raum & Geschichte der Marienkirche

 

Die historische Entwicklung der Marienkirche ist eng mit einer überlieferten Gründungslegende verknüpft. Diese berichtet von einem Bettler, der auf dem Weg nach Herford eine Vision der Jungfrau Maria erlebte. Diese Erscheinung ereignete sich auf dem Luttenberg, westlich des heutigen Kirchturms. Maria trug dem Bettler auf, der Äbtissin des nahegelegenen Klosters mitzuteilen, dass sie sich intensiver um die Stadt kümmern, verstärkt beten und ein Tochterkloster gründen solle. Als Beweis für die Echtheit dieser Botschaft kündigte Maria an, sich in Gestalt einer Taube zu manifestieren. Die Äbtissin sah tatsächlich eine weiße Taube an besagtem Ort, was sie von der göttlichen Botschaft überzeugte. In der Folge wurde im Jahr 1011 die Kirche „ad Mariam et Crucem“ gegründet.

Der ursprüngliche Baukörper der Kirche zeichnete sich durch einen einzelnen Turm und ein schmaleres Kirchenschiff aus. Architektonische Relikte aus der romanischen Epoche sind bis heute an den erhaltenen Pfeilerstümpfen der Westempore sichtbar. Im Jahr 1325 erfolgte eine umfassende Erweiterung des Kirchenbaus, die die Errichtung breiterer Seitenschiffe sowie eines Chorschlusses in 5/8-Form umfasste. Besonders hervorzuheben ist der monumentale Giebel, der ursprünglich mit Marienfiguren geschmückt war; diese sind heute im Chorraum der Kirche zu besichtigen.

Ein bedeutendes kunsthistorisches Zeugnis stellt der um 1500 gefertigte Schnitzaltar im nördlichen Seitenschiff dar. Er zeigt ikonografisch aufschlussreiche Szenen, darunter die Anbetung der Heiligen Drei Könige sowie die Darstellung der „Maria selbdritt“. Weiterhin finden sich Darstellungen der heiligen Ursula mit den elftausend Jungfrauen sowie das Martyrium von zehntausend Rittern. Das Bildprogramm wird durch Figuren prominenter Heiliger wie Johannes den Täufer und Brigitta von Schweden vervollständigt.

Der an der Ostwand der Kirche konserviert ein besonders bedeutsames Relikt: den Baumstumpf, der mit der Gründungslegende verbunden ist. Seit 1480 wird der Altar von einem kunstvoll gestalteten Reliquientabernakel mit Taubenfiguren ergänzt. Die doppelte Madonnenfigur symbolisiert theologisch die gefallene sowie die kommende Welt. Im Zuge von Umbaumaßnahmen im 19. Jahrhundert erhielt die Marienkirche ihre heutige, großzügige Hallenstruktur.